ZURÜCK OHNE ZUKUNFT #1

14 ZURÜCK OHNE ZUKUNFT #1
90 bpm ::: 13-13 min [Bettina Bormann / Michael Krüger]
2017 vom Album Neurosen blühen, Oberer Totpunkt
Lyrics, Theremin: Bettina Bormann
Komposition, Bass, Drums: Michael Krüger
Synthesizer: Andreas Krüger
Gitarre: Stefan Frost
Vocals: Vox Inhumana, Bruno Kramm (Das Ich), Marianne Iser (Schneewittchen)

Mix & Mastering: Tom Wendt
Label: Danse Macabre Records

Eins zu einer Million.

Das ist die Wahrscheinlichkeit, dass man morgens gesund aufsteht und abends tot ist.

Ein ganz normaler Tag mit unerwartetem Ende.

Ein Mikromort.

Die Maßeinheit bezeichnet diese Risikowahrscheinlichkeit.

Sie spielen Russisch Roulette mit einer Münze.

Wenn bei der Münze nach 20 Würfen jedes Mal Kopf statt Zahl oben liegt,
müssen Sie sich erschießen.

Das bedeutet eins zu einer Million: 1 Mikromort.

Vorausgesetzt: Sie sind ein Erwachsener.

Vorausgesetzt: Sie sind ein Erwachsener in Westeuropa.

In Afrika sieht die Wahrscheinlichkeit ganz anders aus.

62 Milliardäre in der Welt besitzen heute so viel wie die halbe Menschheit jährlich verdient.

62!

62 Personen haben genau so viel wie drei Milliarden, 694 Millionen, 999 Tausend, 999 Menschen auf der Welt jährlich erwirtschaften können.

Zahlen!

Völlig normal. Vorwärts ohne Ziel!
Zurück ohne Zukunft!

Ein Schauspieler bekommt 62 Millionen Dollar Gage.
62 Millionen Dollar dafür, dass er einstudierte, nicht selbst verfasste Texte aufsagt und nach eigener Interpretation und Vorgabe des Regisseurs Körper und Lippen bewegt. Sein Synchronsprecher bekommt für die Lippenartistik 6.200 Dollar. Der müsste 10.000 Filme synchronisieren, um die gleiche Gage zu erzielen.

Ist das gerecht?

Völlig normal. Vorwärts ohne Ziel! 
Zurück ohne Zukunft!

Ein chinesischer Arbeiter müsste 100.000 Jahre lang nonstop arbeiten, um diese Summe zusammenzubekommen. Oder 10.000 Chinesen müssten 10 Jahre lang nonstop arbeiten.

Wahre Arbeit, wahrer Lohn?
Aber die Welt hat ganz andere Probleme.

Die Ungleichverteilung ist größer als zu Zeiten der Monarchie und des Absolutismus.
Das scheint aber niemand zu stören.

Mehr als die Hälfte der Menschen auf dem Planeten Erde hat keinen Zugang zu sauberem Wasser und leidet unter ungenügenden Hygienestandards.
Die Hälfte!
3,7 Milliarden haben keinen Zugang zu sauberem Wasser!

Eine 3 mit 9 Nullen!

1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9.

Eine Milliarde Menschen hungert!

Eine Milliarde! Das ist jeder siebte auf der Welt.
Jedes Jahr sterben knapp neun Millionen Menschen an Hunger.

Alle drei Sekunden stirbt ein Mensch an Hunger.
Alle drei Sekunden!
1, 2, 3!

Bis zu dieser Stelle meines Vortrags sind weitere 60 Menschen gestorben. An Hunger!

Völlig normal. Vorwärts ohne Ziel! 
Zurück ohne Zukunft!

66 

Keine Zeit für Optimisten! Das Chaos ist vorprogrammiert.
Maßlosigkeit wird zelebriert.
Es ist wie im alten Rom – ohne Maß, Korruption.

In 50 Jahren werden zehn Milliarden Menschen den Globus bevölkern: 10 Milliarden! Jeder fünfte wird ein Chinese sein. Und während die Chinesen für 30 Cent Hungerlohn im Akkord Technik für den Wegwerf-Wohlstandsmüll der Industrienationen produzieren, träumen sie von romantischen Dingen. Von einer Hochzeit mit Freunden und der ganzen Familie. Dazu Haiflossensuppe.

Weil sich das viele Chinesen wünschen, werden jedes Jahr 100 Millionen Haie getötet. Aus den Flossen von 100 Millionen Haien kredenzen Chinesen ein prestigeträchtiges, geschmacksneutrales Festmahl. Nur die Flossen – der Rest landet als Abfall im Meer.

Für 2 Milliarden Chinesen werden 100 Millionen Haiflossen kaum reichen.

Wir brauchen Massentierhaltung für die Ernährung gieriger Massenmenschen. Nur keine Hemmungen – ein Tier ist juristisch gesehen eine Sache. Schon in der Bibel wird der Mensch ermuntert, sich die Erde untertan zu machen.
Nur zu! Wo ist das Problem, wenn einige der Untertanen im Bett schlafen – und andere im Kühlhaus hängen?

Ein Bauer verdient an einem Schwein, das er von dessen Geburt bis zum schlachtfertigen Tier aufzieht, etwa 5 Euro. Was für ein Schweineleben!

Und die Tiere, deren Fleisch der wohlstandsorientierte Verbraucher in aller Welt genießen will, fressen 60 Prozent des global angebauten Getreides.

Also: Weg mit den Regenwäldern und zügig Monokulturen angelegt, damit die Fleischeslust von immer mehr Menschen gestillt werden kann!

Und dabei werden rund zwei Milliarden Menschen an Hunger sterben, während sich zeitgleich die Tiere aus der Massenproduktion fett fressen. Die Medikamente, die sie bekommen, damit sie gesund bleiben, sind nicht nur in den Menschen, die sie verzehren, nachzuweisen, sondern auch im Grundwasser.

Die Alternative: Gen-Fleisch aus Stammzellen züchten? Filet aus der Petri-Schale?
Oder: Soylent Green?

Guten Appetit, Welt! 
Guten Appetit, Welt!
So war das nicht bestellt!
Der Mensch ist lediglich
ein passageres,
höchst gefährliches,
temporäres
Syndrom.

Völlig normal. Vorwärts ohne Ziel! 
Zurück ohne Zukunft!

Zum Glück bekommen die meisten nichts davon mit. Viele sind taub, blind, blöd – gleichgültig!
Die 62 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, wird das nur rudimentär beschäftigen. Und andere können das überhaupt nicht mitbekommen:
780 Millionen Erwachsene können nicht lesen.

Sie haben es in ihrer Kindheit nicht gelernt, weil ihre Lebensbedingungen es nicht zugelassen haben, dass sie eine Schule besuchen. Hinzu kommt die Mortalität:

Jedes Jahr sterben zehn Millionen Kinder, bevor sie in die Schule kommen könnten.

Vorausgesetzt, sie hätten die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.

Keine schöne Vorstellung! Aber zum Glück liegen sie nicht bei uns herum! Sie sterben sie woanders.

Kapitalismus ist gut!
Geld ist gut,
für die, die es haben!
10 Prozent der Reichsten zahlen immer weniger Steuern. Der Vermögensberg wächst. Staatsschulden machen Reiche reicher und Arme ärmer.

Seit Beginn des Kapitalismus in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts lebt er vom Gefälle zwischen reichen Gewinnern und armen Verlierern. Die Torte wird nie größer. Sie wurde schon immer ungerecht verteilt.
Und jetzt wollen die so genannten Dritte-Welt-Länder ihren Anteil haben. Jeder Mensch strebt nach seinem Glück!

Massenexodus ist ein Resultat des Versagens von Führungseliten.

Die Geister der Vergangenheit sind hellwach …

Nicht die Besitzlosen solidarisieren sich;
sondern diejenigen, die wenig haben,
solidarisieren sich mit denen, die viel haben,
gegen die, die nichts haben …

Aber wohin soll das führen?

In Afrika werden bis zum Jahr 2100 so viele Menschen leben, wie es Mitte der 80er Jahre auf der ganzen Welt gab!

Soll jeder Chinese ein Auto fahren?

Soll jeder Inder täglich ein Steak auf seinem Teller haben?

Soll die gesamte Weltbevölkerung so leben wie wir?

Wollt Ihr den totalen ökologischen Kollaps?

Der Palast ist in Brand …
die apokalyptischen Reiter sitzen im Sattel!

Der Kolonialismus geht weiter! Nur verdeckt. Es geht wie immer um Macht und Gold, begleitet vom Gedanken der Missionierung, und um billige Arbeitskräfte.

Unsere selbstbewussten Posen und Insignien der Macht, unsere göttlichen Aufträge und legitimierten Herrschaftsansprüche fangen an zu bröckeln.

Wir werden uns einzäunen müssen: Mein Haus ist meine Festung! Vermint! Mit Stacheldraht und Selbstschussanlage. Die Besitzlosen werden sich das nicht weiter gefallen lassen.

Um es mit Paul Watson zu sagen: Die Menschheit ist eine völlig außer Kontrolle geratene Primatenspezies.

Wir kontrollieren mit Regeln, Religionen, Gesetzen einen Planeten – der uns nicht braucht!

In ein paar Millionen Jahren werden wir Geschichte sein.

Oder früher.

Auf geht´s, Welt!

Wir kommen!