MITTEN INS HERZ

08 MITTEN INS HERZ
75 bpm ::: 5-06 min [Bettina Bormann / Michael Krüger]
2022 vom Album Totentanz, Oberer Totpunkt
Lyrics: Bettina Bormann
Komposition, Bass, Drums: Michael Krüger

Mix & Mastering: Tom Wendt
Label: Danse Macabre Records

Das Licht wird schwächer,
die Geräusche gedämpft.
Tropfen an den Scheiben,
die fahl und milchig scheinen.

Im Zwielicht steige ich die Stufen hinauf,
die ich so oft beschritten. Nicht selten gerannt.
Jedes Knacken und Knarren und Ächzen und Knarzen
ist mir, ach, so lang schon bekannt.

Das geistige Auge lässt Erinnern entstehen,
mit Lauten, die so vertrauten,
die man nie vergisst:
Hundepfoten auf dem Holzboden
und … leise Musik und die Stimmen von oben:
„Bist du es? Endlich da?“ Dann Schritte, und:
„Hast du denn nicht auf die Uhr gesehen?“
Und sich sofort wieder fühlen wie mit zehn.

Worte, die dich mitten ins Herz treffen,
Namen, mit denen dich niemand mehr ruft.
Gäb’ es doch nur ein Wiedersehen,
nur einmal noch, dann geb’ ich Ruh’…

Lautlos fällt das Laub von den Bäumen.
Begräbt Vergessen in stillen Träumen.

Das Echo der Vergangenheit hallt in meinen Ohren.
Es lebt in den Wänden und Mauern.
Das Lachen, das Weinen,
das Sehnen. Das Bedauern.

Worte, die verletzten, Worte, die heilten.
Worte, die nie ausgesprochen wurden.
Wir haben viel geredet –
aber so wenig gesagt.

Könnte ich doch die Zeit zurückdrehen!
Doch damals wollte ich nur die Enge vertreiben.
„Still, Vater hält den Mittagsschlaf!“
Auf meiner Mofa in die nächste Stadt, auf der Suche nach Freiheit …
Heimliche Fahrstunden im Käfer des Bruders …

Warum haben wir so viel geredet – und so wenig gesagt?

Worte, die dich mitten ins Herz treffen,
Namen, mit denen dich niemand mehr ruft.
Gäb’ es doch nur ein Wiedersehen,
nur einmal noch, dann geb’ ich Ruh’…

Jetzt sind die Räume fast leer,
meine Schritte wie Blei.
Letzte Bilder an den Wänden.
Gerahmte Historie, alle noch dabei.

Und Bilder im Kopf, die niemals vergehen:
Heiße Suppe dampft auf dem Herd.
Es duftet nach Salbei und Weckewerk.
„Du hast hoffentlich Hunger mitgebracht –
aber wasch dir die Hände, Mensch, gib doch acht!“
Und sich sofort wieder fühlen wie mit zehn.

Ganz genau kann ich alles vor mir sehen:
Der Hund rollt sich zu meinen Füßen ein.
Tee mit Kandis im Becher, die Eltern trinken Wein:
„Jetzt erzähl doch erst mal,
Kind, sei doch nicht so verstockt.“
„Sprich nicht mit vollem Mund.“
Und sich sofort wieder fühlen wie mit zehn.

Worte, die dich mitten ins Herz treffen,
Namen, mit denen dich niemand mehr ruft.
Gäb’ es doch nur ein Wiedersehen,
nur einmal noch, dann geb’ ich Ruh’…